Locker im Sattel: Warum Reiterfitness der Schlüssel zu einem losgelassenen Pferd ist
Viele Reiterinnen wünschen sich ein zufriedenes, losgelassenes Pferd unter sich – ein Partner, der freudig mitarbeitet, statt gegen die Reiterhilfen zu gehen. Doch oft liegt der Schlüssel dafür nicht beim Pferd, sondern beim Reiter selbst. Ein geschmeidiger, stabiler und ausbalancierter Sitz ist die Basis für feine Hilfen. Erst wenn man locker im Sattel ist, kann das Pferd auch loslassen. Genau hier setzt Reiterfitness an – und insbesondere Reiter-Pilates.
Warum der Reitersitz so entscheidend ist
Dein Sitz ist das wichtigste Kommunikationsmittel mit deinem Pferd. Wenn du verspannt, schief oder unruhig sitzt, überträgt sich das direkt auf dein Pferd. Es reagiert mit Spannung, Unklarheit oder Widerstand. Ein losgelassener, ausbalancierter Sitz, sprich, wenn du locker im Sattel sitzt, ermöglicht es dir, feinfühlig und präzise einzuwirken – dein Pferd kann entspannen und dir besser folgen.
Was ist Reiter-Pilates?
Reiter-Pilates ist ein speziell auf Reiterinnen zugeschnittenes Trainingskonzept. Es kombiniert die Prinzipien des klassischen Pilates – wie Körperwahrnehmung, Rumpfstabilität, Beweglichkeit und Atmung – mit den Anforderungen des Reitsports.
Das Ziel: mehr Kontrolle über den eigenen Körper, ein besseres Gleichgewicht und eine elastische Haltung. Einfach locker im Sattel sitzen.
Die Vorteile von Reiterfitness für dich und dein Pferd
1. Mehr Losgelassenheit im eigenen Körper
Viele Reiterinnen kennen das Gefühl: Man sitzt auf dem Pferd, ist vielleicht gestresst vom Tag, und merkt kaum, wie sehr sich die eigene Anspannung auf das Pferd überträgt.
Reiter-Pilates hilft dir, gezielt Verspannungen zu lösen – zum Beispiel in Schultern, Nacken oder im unteren Rücken. Durch bewusste Bewegungsführung lernst du, deinen Körper besser wahrzunehmen und kontrolliert zu entspannen. Diese körperliche Losgelassenheit ist die Voraussetzung dafür, dass du mit dem Pferd im Einklang schwingen kannst. Erst wenn du selbst locker bist, kann dein Pferd loslassen und sich vertrauensvoll unter dir bewegen.
2. Klarere Hilfen durch Körperkontrolle
Feine Hilfen erfordern präzise Bewegungen. Doch viele Reiterinnen tun sich schwer damit, ihre Hilfen gezielt einzusetzen, weil sie nicht genau wissen, was ihr Körper eigentlich gerade tut. Mit Pilates-Übungen schulst du deine Körperwahrnehmung: Du lernst, kleine Muskelgruppen isoliert anzusteuern, dein Becken gezielt zu kippen oder die Spannung in den Oberschenkeln dosiert einzusetzen. Das Ergebnis: Deine Hilfen werden klarer, feiner und effektiver – dein Pferd versteht dich besser, weil du eindeutiger und ruhiger kommunizierst.
3. Bessere Balance und Sitzstabilität
Im Trab mit der Bewegung mitschwingen oder im Galopp ruhig sitzen, locker im Sattel bleiben – das gelingt nur, wenn du deinen Körper gut ausbalancieren kannst. Ein starker Rumpf ist dafür entscheidend. Reiter-Pilates stärkt gezielt die tief liegenden Bauch- und Rückenmuskeln, die für deine Sitzstabilität verantwortlich sind. Du lernst, aus deiner Körpermitte heraus zu reiten, unabhängig von den Bewegungen deines Pferdes. Das verleiht dir Sicherheit – auch in unerwarteten Momenten – und lässt dich harmonischer mit reiten, statt auszugleichen oder festzuhalten.
4. Verbesserte Atmung und mentale Ruhe
Eine ruhige, tiefe Atmung wirkt sich nicht nur positiv auf deinen Körper aus, sondern auch auf deinen Geist. Gerade beim Reiten hilft dir kontrollierte Atmung, in anspruchsvollen Situationen gelassen zu bleiben – etwa beim ersten Ausritt oder bei einem spritzigen Pferd. Pilates integriert Atemübungen in jede Bewegung, sodass du ganz automatisch beginnst, bewusster und tiefer zu atmen. Dein Pferd nimmt deine innere Ruhe wahr und reagiert mit Entspannung und Vertrauen. Du wirst präsenter, klarer und mental fokussierter.
5. Symmetrie und Geraderichtung
Ein schiefer Sitz, ein einseitig belasteter Hüftknochen oder ein stärkerer Schenkel – all das wirkt sich direkt auf dein Pferd aus. Es kompensiert deine Asymmetrien und gerät dadurch selbst aus dem Gleichgewicht.
Reiter-Pilates bringt deine linke und rechte Körperhälfte wieder ins Gleichgewicht. Du lernst, Unterschiede zu erkennen und gezielt daran zu arbeiten. Die Folge: Du sitzt mittiger, gleichmäßiger und kannst dein Pferd gerade richten, statt es unbewusst einseitig zu belasten. Das ist nicht nur für die Ausbildung deines Pferdes wichtig, sondern beugt auch langfristigen körperlichen Problemen vor.
6. Vermeidung von Schmerzen und Verspannungen
Reiten soll Freude machen – doch viele Reiterinnen leiden unter Beschwerden wie Rückenschmerzen, Nackenspannungen oder Hüftproblemen. Oft sind einseitige Belastungen oder unbewusste Fehlhaltungen die Ursache. Mit Verspannungen locker im Sattel sitzen ist ein Widerspruch in sich.
Reiter-Pilates hilft dir, diese Muster zu erkennen und zu verändern. Du stärkst deine Haltungsmuskulatur, verbesserst deine Beweglichkeit und bringst deinen Körper in ein gesundes Gleichgewicht. Das wirkt sich nicht nur positiv auf dein Reiten aus, sondern auch auf deinen Alltag. Ein schmerzfreier Körper kann sich freier und harmonischer auf dem Pferd bewegen.
Kleine Übung für deinen Alltag
Becken-Kipp-Übung im Sitzen (für mehr Mobilität und Sitzgefühl)
So geht’s:
-
Setze dich aufrecht auf einen Hocker oder Stuhl, beide Füße fest am Boden, Sitzbeinhöcker gut spürbar.
-
Kippe nun ganz bewusst dein Becken leicht nach vorne (Hohlkreuz) und dann nach hinten (runder Rücken).
-
Finde die Mitte – die neutrale Beckenstellung. Wiederhole die Bewegung 10–15 Mal langsam.
-
Achte dabei auf eine ruhige Atmung und darauf, dass Schultern und Nacken entspannt bleiben.
Wirkung: Diese einfache Übung schult dein Körpergefühl, lockert den unteren Rücken und verbessert deine Fähigkeit, im Sattel feine Beckenbewegungen zu nutzen – zum Beispiel beim Angaloppieren oder Aussitzen.
Fazit: Du bist der Schlüssel zum losgelassenen Pferd
Wenn du dir ein Pferd wünschst, das locker, zufrieden und aufmerksam unter dir läuft, beginne bei dir selbst. Reiterfitness – und vor allem Reiter-Pilates – hilft dir dabei, deine eigene Beweglichkeit, Balance und Klarheit im Sattel zu verbessern. Das macht dich nicht nur zu einer besseren Reiterin, sondern schenkt deinem Pferd genau das, was es braucht: einen verlässlichen, losgelassenen Partner, der locker im Sattel sitzt.